55. Internationale Jazzwoche Burghausen: Zurich Jazz Orchestra featuring Robben Ford (git)
Bald 74 ist er. Robben Ford, Exil-Kalifornier mit Londoner Wohnsitz und einem grossen Herz für all things Blues. Und doch keine simple Drei-Akkorde-Musik macht. Er fühlt sich auf der Strat ebenso wohl wie auf der Tele oder auf einer Les Paul. Auf der Bühne kombiniert er das musikalische Wissen eines Vollblut-Jazzers mit der dem Charisma eines Rockstars. Wollte man die Liste seiner musikalischen Kooperationen aus dem Internet kopieren, würde eine A4-Seite niemals ausreichen. Die Kürzestfassung: Chick Corea, B. B. King, Kiss, Joni Mitchell. Am prägendsten und lehrreichsten von alledem, sagt Ford selber, sei aber seine Zeit in der Band von Miles Davis gewesen. Und dann sind da noch die mehr als 30 Longplayer und die fünf Grammy-Nominationen.
Genau 30 ist es. Das Zurich Jazz Orchestra, kurz ZJO, unter der Leitung von Ed Partyka, der aus Chicago stammt, aber heute hauptsächlich in Österreich lebt, wenn er nicht gerade in Helsinki oder in Zürich ist. Das Orchester, das seine Traditionen nie vergisst, den Fokus aber auf die Gegenwart gerichtet hat, ist ein fester Wert im deutschsprachigen Jazz-Raum.
Seit zehn Jahren sind Robben Ford und Ed Partyka befreundet. Ford, der geniale Komponist, gelernte Saxofonist und Gitarrist; Partyka, der kongeniale Arrangeur und Posaunist. Partyka leitete damals die hr-Bigband, das Orchester des Frankfurter Radios. Und er arrangierte Fords Musik für eine Big Band. Beide erinnern sich gut und gern an diese erste Zusammenarbeit: «Für mich war das echt Luxus: Die Band klang super, Ed hatte wirklich tolle Arrangements geschrieben, und er war super easy im Umgang. Ich fühlte mich wirklich wohl», erinnert sich Robben Ford. Ed Partyka gibt das Kompliment zurück: «Robbens Gesang und sein unglaubliches Gitarrenspiel sind natürlich eine Bereicherung. Ausserdem hat er die seltene Gabe – oder das Talent? -, alle, mit denen er spielt, auf ein höheres musikalisches Niveau zu bringen.»
Es dauerte eine Weile, bis sich Robben Ford, der sonst eher mit kleineren Formationen auftritt, an die Wucht einer Big Band gewöhnt hatte, mit der Partykas Arrangements seiner Stücke daherkamen und die ihn als Solisten in andere musikalische Sphären trug. «Zu Beginn war ich jeweils ein wenig nervös. Aber mit den Jahren und der Routine kam die Entspannung, und jetzt geniesse ich einfach die schiere Grösse.» Neunzehn Musikerinnen und Musiker, plus Robben Ford. Ganz schön big, diese Band.